Jedes Jahr interviewt die Schweizer Großbank UBS Family Offices weltweit und zeigt aktuelle Gedanken und Entwicklungen auf. Wir haben diesen Report gelesen, zusammengefasst und vergleichen die Aussagen mit der Entwicklung österreichischer Privatstiftungen.
Der Bericht basiert auf einer Umfrage von 317 Family Offices weltweit mit einem durchschnittlich verwalteten Vermögen von 1,1 Mrd. USD.
Abgefragt wurden Themen wie Governance & Nachfolge, Risikothemen, Anlageverhalten und zentrale Erkenntnisse im Rahmen der Nachfolgeplanung.
Family Offices global – Governance und Nachfolge
Über die Hälfte der Family Offices haben Nachfolgepläne, doch viele zögern noch. Sie legen bei Personalentscheidungen mehr Wert auf Vertrauen und Persönlichkeit als auf formale Qualifikationen.
Österreichische Privatstiftungen – Governance und Nachfolge
Stiftungen haben noch in geringem Masse Nachfolgeplanungen, nächste Generationen nicht oder häufig sehr wenig involviert in Entscheidungen.
Im Gegensatz zu der internationalen Entwicklung liegt der Fokus bei der Bestellung von Vorständen stärker auf Knowhow als auf persönliche Bekanntschaft.
Family Offices global – Risiken
Der größte wahrgenommene Risikofaktor 2025 ist ein globaler Handelskrieg, gefolgt von geopolitischen Konflikten und Rezession. Family Offices reagieren mit Diversifizierung, Hedgefonds und Edelmetallen.
Österreichische Privatstiftungen – Risiken
Auch in Österreich werden geopolitischen Ereignisse mit großer Vorsicht beobachtet. Dies in Kombination mit Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen und steuerlichen Entwicklung Österreichs und der Union.
In Österreich erkennt man eine gestiegene Nachfrage nach außereuropäischen Lösungen.
Family Offices global – Anlageverhalten
Family Offices verfolgen trotz turbulenter Märkte einen langfristigen Ansatz. Sie erhöhen die Allokation in entwickelte Märkte (insbesondere Aktien) sowie in private Schuldtitel für Wachstum und Diversifikation. Private Equity wird leicht reduziert.
Österreichische Privatstiftungen – Anlageverhalten
Bei österreichischen Stiftungen noch vielerorts Zurückhaltung im Aktienbereich und weiterhin Investments in Anleihen. Damit laufen Stiftungen Gefahr, deren Ziele nicht zu erreichen. Private Equity kein Thema.
Family Offices global – regionale Schwerpunkte
Rund 80 % der Vermögenswerte liegen in Nordamerika und Westeuropa, wobei US-Family-Offices stark auf den Heimatmarkt fokussiert sind. Investitionen in Emerging Markets sind gering, mit zunehmendem Interesse an Indien und China.
Österreichische Privatstiftungen – regionale Schwerpunkte
Hier zeigt sich ein ähnliches Bild mit häufigem Fokus auf den US Markt. Europa aufgrund der aktuellen Schwäche des USD im Kommen. Emerging Markets nur eine Randerscheinung.
Nachfolgeplanung globaler Family Offices: zentrale Erkenntnisse
Nur knapp die Hälfte ist gut vorbereitet
53 % der Family Offices haben eine Nachfolgeplanung (2024: 47 %). Das Niveau bleibt niedrig angesichts der Risiken eines unerwarteten Ablebens ohne Testament oder Plan.
Gründe für fehlende Planung
29 % der Eigentümer sehen keine Dringlichkeit („genug Zeit“).
21 % haben sich noch nicht entschieden, wie Vermögen aufgeteilt werden soll.
18 % hatten bisher keine Gelegenheit, das Thema zu besprechen.
Herausforderung bei der Umsetzung
Steueroptimierte Vermögensübertragung (64 % sehen das als größte Herausforderung).
Rechtliche Strukturen aufsetzen (48 %).
Schutz des Vermögens über Generationen (46 %).
Nachfolgegeneration vorbereiten (43 %).
Familieninterne Governance definieren (36 %).
Einbindung der nächsten Generation
Nur 26 % wurden von Anfang an in den Planungsprozess einbezogen.
36 % erst später, nach Absprache mit der ersten Generation.
35 % gar nicht.
Dies birgt das Risiko von Missverständnissen und Konflikten.
Zusätzliche Komplexität
Jüngere Generationen ziehen oft in andere Regionen, was die Nachfolge komplexer macht.
Unsere Empfehlungen für eine erfolgreiche Nachfolgeplanung
Frühzeitig beginnen:
Warten Sie nicht, bis ein Ereignis die Planung erzwingt. Frühzeitige Gespräche mit allen relevanten Beteiligten helfen, Konflikte zu vermeiden und Klarheit zu schaffen.
Nächste Generation einbinden:
Beziehen Sie die Nachfolger aktiv in den Planungsprozess ein, idealerweise schon in jungen Jahren. So entsteht ein Gefühl der Verantwortung und des Verständnisses für die Komplexität des Vermögens und der Governance.
Klare Strukturen schaffen:
Erarbeiten Sie eine transparente, rechtlich saubere und steuerlich optimierte Nachfolgestrategie. Definiere Rollen, Entscheidungswege und Notfallpläne klar und schriftlich.
Familien-Governance etablieren:
Erstellen Sie eine Familiencharta oder ein „Family Constitution“-Dokument, das Werte, Ziele, Entscheidungsregeln und Konfliktlösungsmechanismen verbindlich regelt.
Die nächste Generation vorbereiten:
Investieren Sie in Bildung und Coaching für die Nachfolger, damit sie die nötigen fachlichen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten entwickeln, um ihre Rolle auszufüllen.
Externe Experten hinzuziehen:
Nutzen Sie externe qualifizierte und unabhängige Berater, um komplexe rechtliche, steuerliche und strukturelle Fragen professionell zu lösen.
Regelmäßig überprüfen:
Die Nachfolgeplanung sollten Sie regelmäßig überprüfen und an veränderte persönliche, wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen anpassen.
Der Autor:
Mag. Manfred Wieland ist Jurist und Unternehmensberater. Nach beruflichen Stationen in Italien, USA und Spanien startete er seine Karriere bei nationalen und internationalen Banken. Vor 10 Jahren gründete er stiftung-nextgen – das bis dato einzige Stiftungsoffice in Österreich. Im Sinne einer Stiftungsmanufaktur ist stiftung-nextgen ausschließlich seinen Kunden verpflichtet und schützt so deren Interessen. Mehrere Mandate als Stiftungsbeirat und -vorstand in Österreich und Liechtenstein runden sein Profil ab. Er begleitet mit seinem Stiftungsoffice bereits weit über 50 Stiftungen in Österreich und Liechtenstein.