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Vermögen in der Stiftung

ELTIF – was ist das?

By 28. Oktober 2024No Comments

ELTIF – Ein Leitfaden

Neue Chancen für Diversifikation und langfristige Erträge: Wie ELTIFs den Zugang zu alternativen Investments und privaten Vermögenswerten revolutionieren.

Alternative Anlageklassen wie Immobilien, Infrastruktur, Private Equity oder Private Credit bieten eine attraktive Möglichkeit zur Diversifizierung der langfristigen Portfolioerträge. Bisher waren sie jedoch vor allem institutionellen Investoren und sehr vermögenden Privatpersonen vorbehalten. Mit den Europäischen langfristigen Investmentfonds (ELTIFs) öffnet sich nun eine neue Tür, sodass auch andere Anlegergruppen von den Ertrags-, und Diversifikationsvorteilen alternativer Anlagen profitieren können. Die europäische Regulierung stellt dabei vor allem den Anlegerschutz in den Mittelpunkt. Ziel ist es, privates Kapital in Projekte zu lenken, die ein nachhaltiges Wachstum innerhalb der Europäischen Union (EU) fördern.

Was sind ELTIFs und wie funktionieren sie?

ELTIFs bieten Zugang zu nicht börsennotierten Investments: Neben Private Equity und Private Credit werden auch Infrastrukturprojekte und andere Sachwerte investierbar.

Von Illiquiditätsprämien profitieren: ELTIFs ermöglichen es, am Ertragspotenzial langfristiger Vermögenswerte teilzuhaben. Manche ELTIFs sind halbliquide, d.h. die Anlagen können vorbehaltlich im Voraus bekannt gegebener Beschränkungen zurückgenommen werden. Anleger sollten jedoch darauf vorbereitet sein, ihr Geld mittel- bis langfristig zu investieren.

Investitionshürden beseitigen: Für ELTIFs gelten keine gesetzlichen Mindestanlageanforderungen, und das Kapital wird in der Regel im Voraus und ohne Kapitalabruf eingezahlt.

Regulierter Vertriebsrahmen: Der Vertrieb unterliegt im Europäischen Wirtschaftsraum der Finanzmarktrichtlinie MiFID II.

Transparente Risiken und Ziele: Alle ELTIFs veröffentlichen einen ausführlichen Verkaufsprospekt, der Anlageziel, Anlagepolitik und Kosten einschließlich der Verwaltungs- und Performancegebühren transparent aufzeigt.

Die ursprüngliche ELTIF-Verordnung (ELTIF 1.0) wurde im September 2015 vom Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat verabschiedet; die aktualisierte Gesetzgebung trat im Januar 2024 in Kraft (ELTIF 2.0). Die ELTIF-2.0-Verordnung zielt darauf ab, den Rahmen weiter zu fassen, weshalb beispielsweise der Umfang der zulässigen Vermögenswerte erweitert wurde und nun auch Allokationen in anderen Fonds möglich sowie Master-Feeder-Strukturen zugelassen sind. Auch wurde ein optionaler Rücknahmemechanismus eingeführt, der ermöglicht, Anlagen auch vor dem Ende der Laufzeit des ELTIF zurückzugeben.

ELTIFs sind offen für Privatanleger und professionelle Investoren in ganz Europa. Ziel ist es, Privatanlegern und kleineren Institutionen ihre erste Investition in Private Markets zu erleichtern. Daher sind keine Mindest- oder Höchstzeichnungsgrenzen für Investments vorgesehen.

Aufgrund der Komplexität der zugrunde liegenden Anlagen werden Privatanleger einer Eignungsbewertung unterzogen, die sich an den Eignungstestanforderungen der MiFID II orientiert. So wird sichergestellt, dass sie die damit verbundenen Risiken verstehen, bevor sie Anteile eines ELTIF zeichnen. Im Verkaufsprospekt sind die Anlageziele und Hauptrisiken des ELTIF aufgeführt, im Basisinformationsblatt werden detaillierte Angaben zu Risikopositionen, Performance-Szenarien, Kosten sowie Informationen zur Haltedauer und zum Beschwerdeverfahren zur Verfügung gestellt. Privatanleger haben das Recht, ihre Zeichnung innerhalb von zwei Wochen nach Unterzeichnung des Antragsformulars ohne Vertragsstrafe zu widerrufen.

Zulässige Vermögenswerte und Portfoliozusammensetzung

Mindestens 55 Prozent des Kapitals eines ELTIF müssen in zulässige Vermögenswerte investiert werden, also in Aktien und Anleihen nicht börsennotierter Unternehmen, in Small Caps mit einer Marktkapitalisierung unter 1,5 Mrd. Euro, in reale Vermögenswerte wie Infrastruktur-, Transport- und Immobilienprojekte, aber auch in Anteile an anderen ELTIFs oder AIFs. Der verbleibende Betrag muss in Aktien, Anleihen, Geldmarktinstrumente und Anteile anderer Investmentfonds investiert werden.

ELTIFs setzen voraus, dass Anleger über einen langfristigen Anlagehorizont verfügen. Ziel von ELTIFs ist es, Transparenz im Hinblick auf Rücknahmen sowie den Zeitpunkt der Veräußerung der zugrunde liegenden Vermögenswerte und die Ausschüttung der Erlöse am Ende der Laufzeit eines ELTIF zu bieten.

Warum sollten Privatanleger investieren

In den letzten Jahren ist es angesichts der Unsicherheit der globalen Wirtschaftsprognosen, des Wiederaufflammens der Inflation vor allem in den Industrieländern und des Trends zu einer längeren Kapitalbeschaffung an den Privaten Märkten auch für Privatanleger wichtig geworden, alternative Anlageklassen in ihre Portfolios aufzunehmen – mit dem Ziel,  die Rendite zu steigern, die regelmäßigen Ertragsströme zu sichern und nicht zuletzt angesichts steigender Korrelationen zwischen den Anlageklassen für weitere Diversifikation zu sorgen. Ein typisches 60/40-Portfolio kann höhere Renditen bei geringerer Volatilität erzielen, indem Private Equity, Private Credit, Immobilien und Infrastruktur in die Allokationen aufgenommen werden.

Jeder Anlagesektor innerhalb der alternativen Anlageklassen bietet Möglichkeiten für Investments und den Portfolioaufbau, wobei sich diese Möglichkeiten im Laufe der Marktzyklen und in unterschiedlichen Kapitalmarktumfeldern verändern. Für Privatanleger ist es wichtig, nicht nur ihr 60/40-Portfolio mit Allokationen innerhalb der Private-Markets zu diversifizieren, sondern auch innerhalb der alternativen Anlageklassen, eine diversifizierte Strategie zu verfolgen. So kann beispielsweise Private Equity, diversifiziert mit Infrastrukturanlagen, eine gute Mischung aus regelmäßigen Erträgen, Aktienrenditen und geringerer Volatilität bieten. Wer nur in die eine oder andere Anlageklasse investiert, könnte Chancen außen vor lassen. Die effektivsten Portfolios nutzen also idealerweise mehrere alternative Anlageklassen.

Der Autor:

Markus Sevcik ist seit August 2011 bei J.P.Morgan Asset Management für die Betreuung österreichischer Kunden verantwortlich. Er hat Vermögens- & Finanzberatung sowie Marketing in Wiener Neustadt und Mexiko studiert. Zusätzlich erwarb er einen Master in Latin American Studies an der Uni Wien.

markus.c.sevcik@jpmorgan.com