Was in der Wirtschaft geschieht, ist für die Märkte in der Regel viel wichtiger als das, was im Weißen Haus geschieht.
Trotz der Tatsache, dass es einige klare politische Unterschiede zwischen den beiden Parteien gibt, raten wir Anlegerinnen und Anlegern, die ihre Portfolios nach einem angenommenen Ergebnis ausrichten wollen, zu äußerster Vorsicht.
Erstens: Eine Woche in der Politik ist eine lange Zeit, wie ein altes Sprichwort besagt. Bis zu den Wahlen im November ist es noch ein weiter Weg; es kann sich noch viel ändern, und der Ausgang bleibt sehr ungewiss.
Zweitens: Selbst wenn sich Anlegerinnen und Anleger heute des Ergebnisses sicher wären, sind die Ankündigungen von Politikerinnen und Politikern im Wahlkampf und das, was sie letztendlich in die Tat umsetzen können, oft sehr verschieden. Bei den letzten vier US-Wahlen haben die erfolgreichen Kandidaten insgesamt 700 Wahlversprechen abgegeben, von denen jedoch weniger als die Hälfte tatsächlich umgesetzt wurden, was größtenteils auf die Opposition des Kongresses zurückzuführen ist. Wenn die Wahl zu einem gespaltenen Kongress führt, könnte sich die siegreiche Partei auf unilaterale Maßnahmen verlassen, z. B. auf Durchführungsverordnungen und die Verabschiedung von Vorschriften durch die Bundesministerien und -behörden, aber die Umsetzung größerer politischer Vorschläge erfordert letztendlich die Zustimmung des Kongresses.
Selbst wenn sich Anlegerinnen und Anleger bezüglich des Wahlergebnisses und der künftigen Richtung der Politik sicher sind – die Märkte werden von vielen weiteren Faktoren bestimmt.
Die Geschichte zeigt, dass die Aktienmärkte in Wahljahren tendenziell niedrigere durchschnittliche Renditen und eine höhere Volatilität aufweisen als in Nicht-Wahljahren. Dennoch ist es wichtig zu erkennen, dass diese Durchschnittswerte durch Ereignisse verzerrt werden, die zufällig mit einer Wahl zusammenfielen, insbesondere das Platzen der Dot-Com-Blase, die globale Finanzkrise und die Covid-19-Pandemie. Was in der Wirtschaft geschieht, ist für die Märkte in der Regel viel wichtiger als das, was im Weißen Haus geschieht.
Der Autor:
Markus Sevcik ist seit August 2011 bei J.P.Morgan Asset Management für die Betreuung österreichischer Kunden verantwortlich. Er hat Vermögens- & Finanzberatung sowie Marketing in Wiener Neustadt und Mexiko studiert. Zusätzlich erwarb er einen Master in Latin American Studies an der Uni Wien.
markus.c.sevcik@jpmorgan.com