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Vermögen in der Stiftung

Wie grün ist Gold?

Gold als nachhaltige Investition?

Auch wenn ESG zur neuen Maxime des Sektors tendiert, sollten Überlegungen zur Nachhaltigkeit nicht nur auf die Ratings reduziert werden. Während sie eine schnelle Lösung zur Bewertung von Bergbauunternehmen darstellen, werden die Metalle selbst nicht bewertet. Vor allem Gold ist meist Opfer von schlechter Presse, da fast nur über die Unmenschlichkeit einiger Goldminen in Afrika oder von der Umweltbedrohung durch Cyanid-Kontamination berichtet wird. Das könnte umweltbewussten Anlegern die Investition in das gelbe Metall vergällen. Wir glauben jedoch, dass sie bezüglich der CO2-Bilanz, der Abfallerzeugung und der Menge an verwendeten Ressourcen dem nachhaltigsten Mineral der Welt den Rücken kehren würden.

Ist Gold der nachhaltigste Rohstoff der Welt?

Es gibt viele Gründe warum Gold in der Tat das nachhaltigste Mineral der Welt ist: seine elementaren Eigenschaften, der Extraktionsprozess und seine Wertbeständigkeit.

Gold wird seit mehr als 7.000 Jahren gefördert. In diesem Zeitraum wurden über 205.000 Tonnen produziert, was der Größe von rund 3,5 olympischen Schwimmbecken entspricht. Davon wurden über 50% seit den 1950er-Jahren abgebaut. Praktisch das gesamte jemals geförderte Gold ist nach wie vor verfügbar und kann wiederaufbereitet werden. Wenn Sie Goldschmuck besitzen, besteht eine gewisse Chance, dass ein Teil davon aus Abbaustätten stammt, die tausende Jahre alt sind.

Gold ist eines der acht edlen Elemente, die mit der Luft oder ihren Komponenten wie Sauerstoff, Kohlendioxid oder anderen Gasen nicht chemisch reagieren, was Gold davor schützt seinen Glanz zu verlieren. Gold bleibt daher in seiner reinsten Form ewig erhalten, was es zum perfekten Investmentvehikel macht, das von Generation zu Generation weitergereicht werden kann. Daher können die sozialen Kosten und die Umweltkosten der Goldförderung auf eine fast
unendliche lange Zeitspanne aufgeteilt werden, was sie gegen Null konvergieren lässt. Zudem ist Gold in seiner reinen Form kein Abfallprodukt, da sein Wert zu hoch ist. Niemand wird es freiwillig wegwerfen.

Gold – die nachhaltigste Währung der Welt

Die Nachhaltigkeit von Gold als Währung ist beeindrucken. Die Dichte und Verformbarkeit von Gold macht es zur perfekten Währung. Es kann zum Transport einer großen Wertmenge auf engstem Raum dienen oder in extrem dünne Blätter von nur wenigen Mikrometern Stärke zerteilt werden. Es war schon vor Jahrhunderten die Wahl der Regenten und ist heute noch die erste Wahl der Zentralbanken. Im Gegensatz zur Papierwährung muss man Goldreserven nicht aufstocken, um ihre Kaufkraft zu erhalten, denn Gold ist vor Inflation gefeit, was seinen ökologischen Fußabdruck verringert und seine Lagerung erleichtert.

Fiat-Währungen haben andererseits große Auswirkungen auf die Umwelt. Weltweit sind ungefähr 1,5 Billionen Münzen im Umlauf, die im Wesentlichen aus Nickel, Kupfer und Stahl bestehen, mit einem Gesamtgewicht von geschätzten 5,25 Millionen Tonnen. Dazu kommen mehr als 200 Milliarden Banknoten, die alle 4 bis 15 Jahre neu gedruckt werden müssen und deren Anzahl beständig steigt.

Die Umweltschäden die solche enormen Mengen an Metall, Baumwolle, Wasser, Tinte und Polymeren mit sich bringen sind astronomisch, speziell im Vergleich zu den 205,000 Tonnen Gold die bisher gefördert wurden. Die CO2-Emissionen die bei der Förderung und Verarbeitung entstehen sind ein wichtiger Faktor beim Vergleich der Nachhaltigkeit verschiedener Metalle.

Ein näherer Blick auf die CO2-Emissionen von Gold pro Werteinheit im Vergleich zu Kupfer, Aluminium, Stahl, Kohle, Zink und Blei hilft uns zu verstehen, wie groß der Vorteil des Goldes von der Förderung bis zur Veredelung gegenüber diesen Mineralien ist. Zudem fallen bei Goldrecyclingprozessen 90% weniger CO2- Emissionen an, als bei der Goldförderung und etwa 25% des jährlichen Goldbedarfs werden allein durch Recycling gedeckt.

Portfolio-Allokation: CO2-Auswirkungen auf Goldinvestments

Gold hat einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen Metallen und Rohstoffen. Bei der Berechnung der CO2-Emissionen eines Produkts wird der größte Teil häufig „Scope 3“ zugeschrieben. Die Scope-3-Emissionen von Goldminenunternehmen sind jedoch nahezu vernachlässigbar, da ihr Produkt, der Goldbarren, nur sehr wenig verarbeitet wird, hauptsächlich zu Schmuck und Münzen. Im Gegensatz dazu sind die Scope-1- und Scope-2-CO2-Emissionen pro produzierter Unze Gold bei großen Betrieben extrem niedrig. Daher hat eine Erhöhung des Goldanteils im Portfolio eines Anlegers einen erheblichen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck und die Emissionsintensität des Gesamtportfolios.

Bei einem Portfolio, das zu 70% aus Aktien und zu 30% aus Anleihen besteht, konnte die Emissionsintensität eines Portfolios durch eine 10%-Allokation in Gold um 7% reduziert werden. Ein 20%iger Goldanteil reduziert die Emissionen um 17%, wie das World Gold Council in seinem Report „Gold and climate change -Decarbonising investment portfolios“ berechnet hat.

Noch interessanter ist, dass Studien gezeigt haben, dass sich die Goldallokation nicht nur positiv auf die CO2-Portfolio-Emissionen auswirkt, sondern dass sie ihren Vorteil gegenüber dem S&P 500 zeigt. Je nachdem, wie sich die Emissionsberechnung im Laufe der Zeit entwickeln wird, könnte physisches Gold der einzige wirklich emissionsneutrale Vermögenswert
sein. Bereits gefördertes Gold verursacht keinerlei Emissionen, da diese ausschließlich beim Abbau und der Raffination des Goldes entstehen. Der Besitz von physischem Gold verursacht keine Emissionen. Dies bedeutet, dass physisches Gold bald die Emissionsauswirkungen eines Portfolios noch weiter verbessern und dessen CO2-Diversifizierung erhöhen könnte.

Mag. Ronald-Peter Stöferle ist Managing Partner & Fondsmanager der Incrementum AG. Zuvor war er sieben Jahre lang im Research-Team der Erste Group in Wien. Bereits 2007 begann er seinen jährlich erscheinenden In Gold We TrustReport zu veröffentlichen, der im Laufe der Jahre internationales Renommee erlangte. Stöferle ist Lektor am Scholarium in Wien sowie Vortragender an der Wiener Börse Akademie.