Lassen Sie uns eine gedankliche Reise starten!
Drei Stiftungen besitzen liquides Vermögen, das sie genau am 1.1.2008 zu Beginn der Finanzkrise investieren. Und nach 2008 kamen noch weitere Krisen wie die EURO Krise, Griechenland, Corona, Inflation und Krieg.
Mit 30.9.2024 wollen wir uns nun die Ergebnisse dieser drei Stiftungen ansehen. In unserem Experiment war Stiftung I vorsichtig und hat eine konservative Strategie mit 60% Anleihen und 40% Aktien gewählt, Stiftung II blickte etwas optimistischer auf den Markt und hat sich für eine ausgewogene Strategie mit 50% Anleihen und 50% Aktien entschieden. Stiftung III war in diesem Vergleich die offensivste Stiftung und hat 40% Anleihen und 60& Aktien gewählt.
In den investierten Anlageklassen wurden nach 26 Jahren folgende Renditen erwirtschaftet (tatsächliche Benchmark Daten aus diesem Zeitraum wurden in diesem Vergleich verwendet):
Für unsere Stiftungen bedeutet dies, dass die offensive Stiftung III im Vergleich zu Stiftung I per anno über 1% mehr an Rendite erreicht hat. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass Stiftung III bei einem Anlagevolumen anfangs von 10 Mio. Euro nach 26 Jahren bei 27,3 Mio. Euro liegt und Stiftung I bei 22,9 Mio. Euro. Eine Differenz von 4,4 Mio. Euro. Und dies trotz all der Krisen der letzten 26 Jahre!
Was kann Stiftung I nun ändern, damit auch diese ihre jährlichen Renditen maximiert?
Erfolgreiche Veranlagung wird durch drei Kriterien definiert:
- Wahl der passenden Strategie
- Wahl eines professionellen Vermögensverwalters
- Kostendisziplin und -kontrolle
Wahl der passenden Strategie:
Die strategische Ausrichtung eines Portfolios definiert den zukünftigen Ertrag, weswegen die Wahl der passenden Strategie der Schlüssel zum Erfolg ist. Strategische Ausrichtung bedeutet die Aufteilung des liquiden Stiftungsvermögens in unterschiedliche Anlageklassen wie Anleihen und Aktien. Vereinfacht gesagt, kann man davon ausgehen, dass mittel- und langfristig ein höherer Aktienanteil einen höheren Ertrag erwarten lässt.
In unserem Beispiel sieht man, dass trotz all der Krisen der letzten Jahre ein Aktieninvestment ertragreicher war. Wenn man die Idee von Anleihen und Aktien entsprechend einordnet, ist ein Renditeunterschied zwingend notwendig. Der Unterschied in unserem Beispiel zwischen Stiftung I und Stiftung III beträgt per anno 1% Rendite – und dies alleine aus der strategischen Ausrichtung.
Bei Stiftungen bestehen häufig Bedenken über die Schwankungsbreiten von Aktieninvestments, weswegen gerne risikoaverse Investments vorgezogen werden. Werfen wir aber einen Blick auf 5 Jahresentwicklungen (Quelle: LMM IC AG) einer Strategie mit einem 60%igen Anteil an Aktien, sehen wir, dass es seit 2008 keine 5 Jahres Phase gab, wo ein solches Investment eine negative Entwicklung genommen hätten:
Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass der Risikobegriff diskutiert und mit Daten und Fakten unterlegt werden muss.
Wie kommt Stiftung I nun zu der für sie passenden Strategie?
Die Wahl der passenden Strategie wird von folgenden Kriterien definiert:
- Ziele und Zweck der Privatstiftung
- Vorgaben bzw. Einschränkungen aus der Stiftungsurkunde
- Finanzplanung über 5 Jahre
Der Erarbeitung der möglichen Strategie aus diesen Vorgaben folgt eine Diskussion mit dem Vorstand und der Familie (Beirat). Dabei gilt es, die Risikobereitschaft sämtlicher Stake Holder der Stiftung zu definieren und wie diese Bereitschaft durch begleitende Kontrolle der Veranlagung und ein professionelles Berichtswesen über die Tätigkeit des Marktes unterstützt werden kann.
Bei der Langfristigkeit von Privatstiftungen sollte man davon ausgehen können, dass die Risikobereitschaft nach Verständnis des Kapitalmarktes und den Möglichkeiten des Marktes eine offensivere Ausrichtung erlaubt, als es bei vielen Stiftungen im Moment gegeben ist.
Niemals vergessen: die Wahl der passenden Strategie definiert den zukünftigen Erfolg!
Es gibt nicht nur den Blick in die Vergangenheit bei der strategischen Ausrichtung, sondern auch einen Blick nach vorne. Wir haben mit Stichtag anfangs September die Daten von 20 Banken aus dem angelsächsischen Raum und aus der DACH Region abgefragt, um deren Prognosen und Erwartungen zu vergleichen. Die durchschnittliche Erwartung im Bereich EURO Investment Grade Anleihen liegt bei 3,7% und bei Aktien global bei 7,1%. Für unsere drei Stiftungen unseres Gedankenexperiments bedeutet dies folgende Renditen, wenn sie ihre Strategie beibehielten:
Wir sehen hier, dass wir auch zukünftig von relevanten Unterschieden bei den gewählten Strategien ausgehen können.
Fazit I: die passende strategische Ausrichtung kann bereits im Schritt Eins zu Renditeunterschieden von bis zu 1% führen!
Wahl eines professionellen Vermögensverwalters:
Punkt zwei einer erfolgreichen Veranlagung ist die Wahl eines Vermögensverwalters. Lassen Sie uns in einem ersten Schritt wiederum einen Blick auf die Marktsituation werfen. Wir haben die Ergebnisse von über 20 Banken aus dem DACH Raum über die letzten 10 Jahre verglichen (Quelle Morningstar):
Die Zahlen zeigen klar, dass es große Unterschiede zwischen einzelnen Banken/Vermögensverwaltern gibt. So liegt die durchschnittliche Wertentwicklung im ausgewogenen Bereich über 10 Jahre bei über 40%. Die schlechtesten 10% haben aber nur 18% erreicht, während die 10 besten Prozent bei über 80% zu liegen gekommen sind. Die Detailzahlen zeigen aber auch, dass die jährlichen Ergebnisse der Banken stark variieren und dass ein Haus nicht immer das führende Haus ist. Aus diesem Grunde darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass man immer einen Verwalter unter den 10% Besten haben wird. Aus diesem Grunde ist auch in diesem Bereich eine laufende Kontrolle der Tätigkeit des Verwalters in dem Sinne, dass die erreichten Ergebnisse mit den Möglichkeiten des Marktes und den Ergebnissen anderer Verwalter verglichen und bewertet werden, von grundlegender Bedeutung.
Das Ziel muss sein, einen Verwalter zu finden, der laufend auf jeden Fall den Durchschnitt schlägt – und damit hätte man jährlich schon wieder weitere Basispunkte gewonnen.
Fazit II: die Auswahl eines kompetenten Vermögensverwalters lässt eine klar verbesserte Rendite erwarten!
Kostendisziplin und -kontrolle:
Die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Kostenregime macht Vergleiche sehr schwierig. Vereinfacht dargestellt, kann man aber ausgehen, dass es häufig Abweichungen zu weit über 0,5% jährlicher Gebührenbelastung zu marktkonformen Gebühren kommen kann. Abseits bekannter und oft fein vereinbarter Kosten sollte man auch den Blick auf „Nebengebühren“ wie Devisenmargen und auf indirekte Kosten im Rahmen der Auswahl der investierten Lösungen werfen.
Im Bereich Kosten sind laufende Kontrolle und Kenntnisse der Marktes von unschätzbarem Wert.
Fazit III: marktkonforme Kostenvereinbarungen beherbergen ein weiteres Potenzial zur Verbesserung der Anlagerenditen!
Ein Blick auf die österreichische Stiftungslandschaft:
Seit mittlerweile 5 Jahren laden wir die österreichische Stiftungslandschaft ein, bei der großen Stiftungsumfrage von stiftung-nextgen teilzunehmen. Bei jeder dieser Umfragen haben wir auch die aktuelle Allokation abgefragt. Folgende Entwicklung sehen wir seit 2020:
Rund 25% sind laufend in konservativen Strategien angelegt und weitere 50% in einer ausgewogenen Strategie. Lediglich rund ein Viertel sind in einer dynamischen Variante investiert, wobei auch in dieser Variante (40% Anleihen und 60% Aktien) es seit 2008 keinen 5 Jahreszeitraum mit negativer Entwicklung gab.
Mit diesen Daten und Fakten sind wir der Meinung, dass bei vielen Stiftungen eine Diskussion über die strategische Ausrichtung Sinn machte und objektiv geführt werden sollte. Bei der langen Lebensdauer von Stiftungen wäre ein höherer Prozentsatz im dynamischen Bereich sicherlich möglich.
Abschließend haben wir hochgerechnet, welche Möglichkeiten die österreichische Stiftungslandschaft am Kapitalmarkt hätte:
Bei einem durchschnittlichen liquiden Vermögen von 5 Mio. Euro bei 3000 Stiftungen hätte die Gesamtheit aller Stiftungen ein Potenzial von 150 Mio. Euro jährlichen Mehrertrag, wenn mit den hier aufgezeigten Maßnahmen die durchschnittliche Rendite nur um 1% gesteigert wird.
Fazit:
Die Zahlen aus dem Stiftungsmonitor zeigen, dass die österreichische Stiftungslandschaft dazu tendiert, konservative Veranlagungen zu bevorzugen. Dies führt gleichzeitig dazu, dass viele Möglichkeiten des Marktes nicht ergriffen werden.
Eine Analyse der vorhandenen Veranlagungsstrategie unter den Vorgaben der Urkunde ist jeder Stiftung anzuraten – dies unter dem Blickwinkel der Wahl der passenden Strategie, eines kompetenten Verwalters und marktkonformer Kosten. Diese Analyse kann entweder zu einer Verbesserung der Veranlagungsrenditen führen oder zu einer Bestätigung der gewählten Strategie führen.
Wie können wir Ihnen helfen?
Eine unserer Kernservices ist die Analyse und Begleitung Ihrer Investments. Objektiv beurteilen wir Ihr Anlageresultat und damit die Tätigkeit Ihres Vermögensverwalters. Wir beurteilen mittels Benchmark- und Peergroupvergleichen Ihre Ergebnisse und Kosten. So erhalten Sie die notwendige Information, wo Sie mit Ihrer Veranlagung stehen!
Sie erhalten Handlungsempfehlungen, wie Sie sich strategisch aufstellen könnten und wo Ihre Bank im Vergleich zum Mitbewerb steht!
Lassen Sie uns reden!