Die Ergebnisse des Stiftungsmonitors 2020 sind ernüchternd: 80 % der Stiftungen liegen mit dem Ergebnis Ihrer Veranlagungen unter der definierten Benchmark – und dies teilweise klar.
Woher kommt diese Fehlentwicklung und wie kann man hier gegensteuern? Eine Studie aus dem Jahr 2019, die bei Pensionskassen durchgeführt wurde, zeigt die zwei Problemfelder klar auf, die für eine Minderperformance verantwortlich sind. 40 Prozent der Unterschiede in der Performance kann man auf Fehler in der grundsätzlichen strategischen Asset Allokation zurückführen – mit andere Worten gesagt, hat der Investor eine falsche Einschätzung vorgenommen, in welchen Anlageklassen er investiert sein möchte/sollte. 60 Prozent sind jedoch auf unterschiedliche Leistungen im Bereich der Verwaltung durch Banken zu finden.
Um diesen hohen Prozentsatz der 60 Prozent zu reduzieren, tellt eine effektive Managerselektion im Rahmen einer geeigneten Anlageorganisation das Fundament der Vermögensverwaltung dar.
Welche Schritte sind für eine erfolgreiche Ausschreibung notwendig?
Bevor sich die Stiftung auf die Suche nach geeigneten Banken bzw. Vermögensverwalter macht, sollte die Diskussion über wichtige Rahmenbedingungen und Ziele geführt werden, die als Kriterien in die Ausschreibung einfließen. Beispiele dafür wären etwa Anforderungen in Bezug auf Liquidität (Ausschüttung) oder Ausrichtung der Veranlagung (Verbot von Waffenindustrie, Kinderarbeit, etc.).
Die Ausschreibung sollte die Ziele klar formulieren, aber nicht die Lösung vorwegnehmen. Im Sinne der Gewaltentrennung sollte Legislative von Exekutive getrennt werden, also die Bank, die verwaltet sollte Vorgaben umsetzen, aber nicht diese definieren.
Eng oder breit ausschreiben?
Die Erfahrung mit Ausschreibungen über viele Jahre zeigt, dass eine nicht zu eng gesetzte Ausschreibung die besseren Resultate liefert. So wird eine Diskussion über verschiedene Optionen ermöglicht und hilft, die Lösung zu finden, die am besten zu den Vorgaben und Ideen der Stiftung passt.
Ein möglichst weiter Kreis an Banken bzw. Vermögensverwaltern führt zu unterschiedlichen Ideen der Umsetzung und stärkt natürlich auch die Verhandlungsposition in Bezug auf Kosten nochmals.
Was machen Sie mit all den Antworten und Lösungsansätzen der Banken?
Die Antworten der einzelnen Banken gehörten in einem weiteren Schritt nun strukturiert analysiert und entsprechend definierter Beurteilungskriterien gereiht.
Beurteilungskriterien könnten beispielweise folgende Kriterien sein:
- Kompetenz des Asset Managers:
- Anlageprozess
- Kompetenz, Erfahrung und Unternehmenszugehörigkeit der Mitarbeitenden
- Rendite:
- Renditeerwartung
- In der Vergangenheit tatsächlich erzielte Rendite
- Kosten:
- Direkte Kosten (Depotgebühr, Transaktionskosten, …)
- Indirekte Kosten (Kosten einzelner Instrumente wie Fonds, Zertifikate, …)
- Devisenspannen
- Sonstige Überlegungen:
- Passgenauigkeit der Lösung in Bezug auf Anlagestrategie und Kriterien
- Möglichkeiten des Hauses auch in Bezug auf ausländische Niederlassungen, Verwahrmöglichkeiten sonstiger Wertgegenstände wie physisches Gold, etc.
Nach Reihung der einzelnen Anbieter macht es Sinn, nun direkte Gespräche mit den erstgereihten Banken zu führen. Dieses persönliche Präsentieren und Kennenlernen rundet den Gesamteindruck ab und sollte in die finale Entscheidung einbezogen werden. In diesem Rahmen können auch die endgültigen Preise justiert werden.
Ist mit dem Auswahlverfahren die Arbeit der Stiftung erledigt?
Zentral nach dem Auswahlverfahren bliebt die Kontrolle der Umsetzung in Bezug auf vereinbarte Kosten und vor allem auf die Qualität der Umsetzung. Ein Performancevergleich des ausgewählten Vermögensverwalters ist unumgänglich, um langfristig entsprechend Ergebnisse zu erreichen.
Die bewusste und professionelle Auswahl des Bankenpartners ist das Fundament einer erfolgreichen Bewirtschaftung liquider Mittel. Um mittel- und langfristig auch tatsächlich eine über der Benchmark liegenden Performance zu erreichen, ist die laufenden Kontrolle der Ergebnisse des Verwalters mit den Möglichkeiten des Marktes und den Ergebnissen anderer Verwalter unumgänglich. Im Rahmen Ihrer Anlageorganisation sind die Ergebnisse laufend zu evaluieren und zu diskutieren.
Mag. Manfred Wieland ist Gründer und Geschäftsführer der Plattform stiftung-nextgen.
Er ist auch als Director für die LMM Investment Controlling AG tätig. Als unabhängiger und neutraler Partner unterstützt die LMM Investment Controlling AG private und institutionelle Anleger bei der Wahrung ihrer Interessen und steht ihnen mit einer objektiven Zweitmeinung zur Seite.