Ein Gespräch mit Tobias Karow, Gründer von www.stiftungsmarktplatz.eu und Herausgeber der FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de) über den Sinn der Fondsanlage aus Stiftungssicht und den Unsinn immer neuer Stiftungsfondsauflagen
Warum setzen Sie sich so für die Fondsanlage von Stiftungen ein, was treibt Sie hier an?
Stiftungen stehen ja, aber das ist ein alter Hut, vor der Herausforderung, ihr Stiftungsvermögen zeitgemäß zu verwalten, und zeitgemäß heißt heute, eine Antwort auf den Niedrigzins zu haben und auf die Frage, woher künftig der ordentliche Ertrag kommen soll. Denn nur der ordentliche Ertrag ist ja derjenige, der zuerst auf die Zweckverwirklichung einzahlt, der Kapitalerhalt allein tut das nicht. Bedauerlicherweise haben sich viele Stiftungen aber genau auf diesen Aspekt fokussiert, entsprechend haben sie sehr konservativ, also anleihelastig angelegt. Für mich ist das yesterday, für mich gehören auch Begriffe wie ‚mündelsicher‘ direkt ins Regal, stattdessen sollten Stiftungen den Weg finden, die Verwaltung ihres Stiftungsvermögens zu delegieren, und für mich ist der naheliegendste Weg die Anlage in Fonds. Dies ist buchhalterisch sparsam, Stiftungen können über Anlageklassen und Anlagestile sehr breit streuen und damit das Diversifikationsgebot mit Leben füllen, vor allem aber ist dieser Weg ein haftungssicherer, da sehr gut zu verargumentieren ist, dass die Fondsanlage zum Wohle der Stiftung ist.
Wie meinen Sie das genau?
Ein Stiftungsvorstand hat zum Wohle der Stiftung zu agieren, also wie ein ordentlicher Kaufmann. Dazu gehört, sich für eine Entscheidung alle Informationen gesucht zu haben, um sachgerecht entscheiden zu können. Wie das bei Einzelinvestments gehen soll, ist mir schleierhaft, und auch beim Themenkreis ESG stoßen Stiftungsverantwortliche doch rasch an ihre Grenzen Und ehrlich: Es ist nicht ihr Job, Unternehmen und Staaten auf ESG-Kriterien hin zu prüfen, ihre Profession ist eine andere, und Fondsprofis können das besser. Stiftungen delegieren also die Aufgaben, müssen Fonds „nur“ richtig auswählen, aber genau an diesem Punkt macht es ihnen die Informationsfülle einfach. Stiftungen bekommen alles zur Ausschüttung geliefert, können anhand des Fondscharts seit Auflage des Fonds sehen, ob das Risikomanagement gehalten was es versprochen hat und bekommen in der Regel viele Informationen geliefert, die sie den Fonds beurteilen lassen.
Genau das liefern aber Stiftungsfonds doch, oder?
Da bin ich mir nicht mehr so sicher, also nicht in allen Fällen. Stiftungsfonds wurden speziell für die Bedürfnisse von Stiftungen kreiert, so heißt es jedenfalls in den Marketingbroschüren, aber die Bedürfnisse haben sich eben geändert, und zwar strukturell durch den Niedrigzins. Viele Stiftungsfonds leiden ja unter das Japanifizierung, also einem zu hohen Anleiheanteil, der jetzt die ordentlichen Erträge durch rückläufige Kupons dahinschmelzen lässt. Höhere Aktienquote oder Einkommensorientiertere Anlagen müssten in Stiftungsfonds jetzt die Antwort sein, aber das können sie qua Anlageregularien bzw. Konzept nicht. Diese sind einfach zu eng gestrickt. Für Stiftungen gibt es aber den Ausweg, nicht mehr einen Stiftungsfonds als eierlegende Wollmilchsau zu allokieren sondern sich ein Fondsportfolio zusammenzustellen. Da gehört dann ein Stiftungsfonds dazu, aber eben auch ein Immobilien-, Income- oder Mikrofinanzbaustein, so kommen Stiftungen dem Diversifikationsgebot auch noch einmal besser nach. Ein Portfolio aus stiftungsgeeigneten Fonds zahlt eben eher auf die Stiftungsziele ein als ein Stiftungsfonds allein.
Also sollten sich Stiftungen auf den Weg machen. Wir danken Ihnen für diesen interessanten Einblick.